Rudel

Wie groß ist ein Wolfsrudel?

Nicht überall sind Wolfsrudel gleich groß. Je größer und wehrhafter das Beutetier ist, desto mehr erfahrene Jäger braucht das Rudel. In Gebieten, in denen wir Elche oder Bison jagen, sollte das Rudel gute 20 Wölfe haben. Wo die Beutetiere eine mittlere Größe haben, wie Hirsch und Ziege, sind es meist acht bis zehn von uns Tieren. Und wo nur kleine Beutetiere wie Hase und Biber vorkommen, hält meist nur ein Paar zusammen. Je größer die Beute, desto mehr Wölfe können davon satt werden. Bei einen Futterbedarf von 4 kg pro Wolf am Tag reicht ein 400 kg schwerer Elch für 20 Wölfe fünf Tage lang. Neben den Jägern können also auch die Welpen und noch ungeschickten Jungwölfe an der Beute mehrmals satt werden. Von einem 80 kg schweren Hirsch hingegen werden gerade zehn Wölfe zwei Tage und von einem 20 kg schweren Reh fünf Wölfe kaum einen Tag lang satt. Somit richtet sich die Größe unseres Rudels zum einen nach dem Bedarf an erfahrenen Jägern und zum anderen nach der Menge an Fleisch, die das erlegte Beutetier liefert. Für die Jagd ist es immer besser, wenn mehrere Jäger daran teilnehmen. Beim Fressen fällt mehr für jeden ab, wenn möglichst wenig Tiere an der Beute teilhaben.

Wie entsteht ein Wolfsrudel?

Wie die meisten Tierkinder bleiben wir Wölfe nicht immer bei unseren Eltern. Mit zwei Jahren, wenn wir fast ausgewachsen sind, sind wir zwar noch keine geübten Jäger, aber wir haben wenigstens so viel Erfahrung gesammelt, dass wir eine Weile allein zurecht kommen können. Immer häufiger und länger machen wir dann alleine oder in kleinen Gruppen Ausflüge im elterlichen Revier und manchmal auch darüber hinaus. Dann kommen wir wieder zurück und helfen bei der Aufzucht der jüngeren Geschwister. Doch irgend etwas treibt uns an und lässt uns nicht zur Ruhe kommen.

Dann, auf einmal, macht sich ein Jungwolf von uns auf. Manchmal wandert er viele tausend Kilometer über Gebirge und Flüsse, durch Wälder und an menschlichen Siedlungen vorbei. Immer in eine Richtung, so als hätte er ein bestimmtes Ziel. Viele Wölfe überleben dennoch die Zeit der Wanderschaft nicht. Unterwegs verhungern sie oder werden bei Revierüberstreitungen von fremden Rudeln angegriffen und getötet. Viele sterben heute beim überqueren von Straßen, andere werden von Jägern oder Viehhirten erschossen.

Die von uns Wölfen aber, die geschickt genug sind, Feinden auszuweichen und etwas Glück auf ihrer Seite haben, wandern nicht ewig weiter. So plötzlich, wie sie aufgebrochen sind, so schnell entscheiden sie sich eines Tages, in einem neuen Gebiet zu bleiben. Vielleicht ist es ein besonders günstiges und schönes Homerange, das da noch nicht belegt ist, oder unser Jungwolf ist müde geworden von der langen Wanderschaft. Oder...

Meist aber ist noch etwas anders im Spiel: Lange schon hat der Wanderer bei jeder Gelegenheit sein einsames Heulen verlauten lassen, hat überall seine Duftmarken gesetzt, hat selbst nach Wolfsgeheul gelauscht und nach Wolfsgeruch gesucht. Dann, eines nachts bekommt er Antwort auf sein Heulen und sichtet die Spur eines anderen Wolfes. Er nimmt den Geruch einer Fehe auf. Nur langsam kommt es zu einer Annäherung von Rüde und Fehe. Doch bald laufen beide nur noch gemeinsam. Sie erkunden ihr neues Homerange (Revier), flüchten sogar ab und zu, jagen zusammen. Und eines Tages, im Winter, paaren sie sich. Zwei Monate später, wenn es Frühling wird, werden die Welpen in einer Höhle geboren, die nichts anderes im Sinn haben, als Wärme und Milch zu bekommen. Der Rüde geht allein auf die Jagd und bringt der Fehe Nahrung. Bald bekommen die Welpen etwas davon ab. Die wachsen schnell heran und folgen schließlich ihren Eltern auf den Streifzügen durch das Territorium. Ein neues Wolfsrudel ist entstanden.

Wie halten Wölfe im Rudel zusammen?

Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehe ich, der Alpha-Rüde. Nach mir richten sich die anderen Tiere, wenn es darum geht, welche Richtung wir bei der Wanderung einschlagen, wie schnell wir laufen, welchem Beutetier wir nachjagen oder wo wir Rast machen. Ich entscheide, wie lange wir mit den Jungen in unserem Versteck spielen können und wann wir abends alle wieder aufbrechen sollen.
Kein anderes Tier im Rudel ist aber auch so bemüht, alle zusammenzuhalten, wie gerade ich, der Alpha-Rüde. Ich bin derjenige, der auf Nachzügler wartet und womöglich zum schnelleren Weiterlaufen antreibt, der zwischen zwei auseinander strebenden Gruppen hin - und herrennt, um alle wieder zusammenzuführen oder der aufpasst, dass sich keiner in eine gefährliche Lage begibt. Vor allem aber bin ich es, der mit jedem im Rudel ständig Kontakt hält, der besonders häufig an den anderen vorbeiläuft und sie kurz mit der Schnauze ins Fell stupst. Zu keinem Tier im Rudel gibt es soviel Kontakte wie zu mir, keiner aber stellt auch selbst so viel Kontakte her.

Auch die anderen älteren Wölfe übernehmen wichtige Führungsaufgaben. Vor allem mein Alpha-Weibchen ist, neben mir, um Zusammenhalt bemüht. Häufig laufen wir beiden Ranghöchsten zusammen. So bilden sie eine “Führungstruppe”, die noch mehr Gewicht hat. Trotzdem kann es vorkommen, dass die anderen Tiere plötzlich eine andere Richtung einschlagen als wir. Dann aber drehen wir um und rennen den anderen hinterher.
So sind die Führung und die Entscheidungsprozesse im Wolfsrudel so etwas wie eine gemeinsame Aufgabe aller Mitglieder - natürlich mit Ausnahme der Welpen. Den alles bestimmenden “Leitwolf” gibt es nicht. Das Rudel funktioniert vielmehr wie ein Uhrwerk mit vielen kleinen, einigen größeren und einem ganz großen Rädchen, die alle eng miteinander verzahnt sind und nur dann zum Vorteil aller funktionieren, wenn keines diese Rächen ausfällt.

Wie groß ist das Homerange eines Wolfsrudels?

Wie groß unser Jagdrevier ist, hängt von der Zahl, aber auch vom Verhalten der wichtigsten Beutetiere ab. Wenn wir zum Beispiel von Rentieren, die viel wandern, leben, müssen wir mitwandern. Im Frühsommer geht es über die baumlose Tundra bis hinauf zur Polarmeerküste. Im Herbst ziehen die Herden wieder zurück bis an die Grenze des Waldes, wo die Rentiere den Winter verbringen. Solche Reviere des Rudels sind besonders großräumig, so groß wie ganz Deutschland oder noch größer. Bei Beute wie Elch, Hirsch oder Reh beträgt die Reviergröße eines Wolfsrudels immerhin noch 100 bis 200 km2 - das ist so groß, wie der gesamte Nationalpark Bayerische Wald. Es gibt Wolfsrudel (Russland), die wandern in einem Jahr 900 km, 450 km hin und zurück. Auch solch ein Gebiet können wir Wölfe nicht immer und überall gegen Eindringlinge verteidigen. Aber wir können hier unsere Spuren hinterlassen, die besagen, dass das Homerange besetzt ist. Vor allem die erwachsenen Rüden, wie ich, heben bei jeder Gelegenheit das Bein und markieren mit Urinspritzer ihren Anspruch auf dieses Gebiet. Wir Wölfe wandern meist entlang unserer Reviergrenze  und markieren hier besonders viel. Das Gleiche machen natürlich auch die Wölfe aus dem benachbarten Territorium. So ziehen sich richtige “ausgetretene” Grenzmarkierungen durch die Landschaft, an denen wir auch besonders häufig heulen. Diese Grenzen dürfen nicht überschritten werden. Meist sind es Jungwölfe, die eindringen - auf der Suche nach besseren Jagdgründen, nach einer Partnerin oder vielleicht nur aus Neugier. Wird der Eindringling entdeckt, wird er sofort gebissen und aus dem Revier verjagt. Ist er nicht willig und will nicht verschwinden, so wird er totgebissen.

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